Eine Unkenschrei zog ein

Die GABERs hatten Mitleid mit uns und gewährten uns nach etlichen Geschenken, Telefonaten und WhatsApp Nachrichten eine Audienz, um bei Faye und ihren Welpen vorstellig zu werden.

 

Faye hatte am 16.05.2018 sechs Welpen zur Welt gebracht. Hui, da wurden wir alle nervös. Das Passwort für den Telefonanruf hatten wir auch ohne Fr. KOTRSCHAL recht rasch geknackt. Dank Google-Maps konnten wir das heimelige Nest der GABERs rasch ausfindig machen. Ein paar Mal stürmten wir mit den Kindern das Haus und belagerten Faye´s Laufstall. Ja, Gerhard und Evelyn waren auch dabei - meistens jedenfalls.

 

Am 19. Juli war es uns schließlich erlaubt einem Welpen ein neues zu Hause zu schenken. Lexy vom Unkenschrei hat unser Rudel sehr bereichert. Nach ein paar Tagen war die Eingewöhnungsphase überstanden und auch Enja hatte sich mit ihrem neuen Übel abgefunden. Lexy hatte es zu Beginn nicht gerade einfach.

 

Obwohl sie ständig im ganzen Hof herumkugelte, zeigte sich Enja wenig beeindruckt. Mal knabberte ein Wollknäuel hier an ihr herum, mal verlor sie da ein Büschel Haare. Heute ist das für uns und Enja völlig normal geworden, denn das hat sich bis heute nicht eingestellt. Mittlerweile sind die beiden derartig zusammengeschweißt, dass sich nur selten ein unbekannter Vierbeiner unserer Lexy nähern darf. Es könnte dann schon sein, dass Enja den einen oder anderen zu Hundefutter verarbeitet. Doch das macht mir eigentlich auch nichts, solange es niemand mitbekommt. Sollte es dennoch irgendwann tatsächlich jemand mitbekommen, dann ändere ich einfach unsere Spaziergehroute – auf gute Nachbarschaft, ich bin vorbereitet!

 

Bevor Lexy bei uns einzog, dachte ich seelisch und körperlich auf alles vorbereitet zu sein. Was soll schon Großartiges passieren? Ich habe extra vorgeschlafen, um voll fit zu sein! Enja hat als Welpe in der Nacht regelmäßig unser Badezimmer und WC verwüstet. Die WC Papierrolle konnte gar nie lange genug sein. Außerdem hatten wir mit Enja das Abenteuer „Welpies“ mit dem A-Wurf ebenfalls erfolgreich hinter uns gebracht. Was sollte da schon groß Neues geschehen?

 

Womit ich jedoch nicht gerechnet habe, war diese Hartnäckigkeit der Unkenschreis. Nächtens werden meine Zehen regelmäßig aufgefressen, wenn die Langeweile bei Lexy überhandnimmt. Ich dachte mir, wenn ich mir eine Woche nicht die Füße wasche, dann erledigt sich das vielleicht. Da hatte ich die Rechnung jedoch mit der falschen Eurasierin gemacht. Nach etlichen Beschwerden von Frauli, habe ich schließlich wieder nachgegeben. Seither wasche ich mich täglich zweimal. Einmal selbst im Bad, dann in der Nacht noch einmal – Danke Lexy!

 

Stehe ich in der Früh nicht rechtzeitig auf, wie es der Madame-Vierbeiner beliebt, werde ich, bevor ich meine Embryo-Schutzstellung einnehmen kann, überfallen und im Gesicht gewaschen. Lexy darf zwar nicht ins Bett, aber es gelingt ihr trotzdem immer wieder mich zu überraschen. Enja sieht dabei nur verdutzt zu und hilft mir nicht einmal! Wahrscheinlich ist sie einfach ganz zufrieden damit, einmal nicht Teil der Attacken unseres Wildfangs zu sein.

 

Streicheleinheiten werden im Laufe des Tages wortwörtlich mit Gewalt eingefordert. Sei es physisch durch ständiges Anstupsen mit Schnauze und Pfote, oder durch diesen mich wahnsinnig machenden Blick mittels Psychomasche: Ich lege meine Ohren zur Seite bzw. nach hinten und fixiere Herrchen mit meinem starren Blick – Hilfe! Schließlich verliere ich immer…

 

Wer will schon so viel Kuscheleinheiten? Die Kinder fahren natürlich voll darauf ab. Naja, vielleicht nicht nur die Kinder… Wenn man Enja streicheln wollte, macht sie alle möglichen Verrenkungen wie eine Schlange, um von menschlicher Hand nicht erreicht zu werden, wenn sie es nicht will – für mich typisch Eurasier.

 

Manchmal frage ich mich, was Gerhard und Evelyn uns hier verkauft haben: einen Hund oder eine Katze? Ein derartig verschmuster Hunde-Wollknäuel ist mir bis heute nicht untergekommen. Es ist auch extrem praktisch, dass sie sich einem ständig vor die Beine wirft, unter dem Motto: Streichle mich! Wenn mich morgens aus dem Bett ins Bad taste, stolpere und fliege ich manchmal einfach dorthin, völlig gratis - Danke Lexy!

 

Kommt man von der Arbeit nach Hause, werde ich nun von zwei Eurasierinnen überrannt. Unpraktisch war allerdings, dass ich nach kurzer Zeit jedes Mal in einem „Lexy-See“ stand -  Habe ich mich bei Lexy dafür schon bedankt? Glücklicherweise hat Lexy dank meiner strengen Erziehung die Pieselei wenigstens bei mir abgelegt. Warum sie mich die ganze Zeit vollgepieselt und wo sie sich das abgeguckt hat, ist mir bis heute ein Rätsel. Ich werde vermutlich Gerhard fragen müssen.

 


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